Ganz im Westen der Stadt, neben dem Schloss und direkt an der Rega, hat Matthäus Merian d.Ä. 1652 das wahrscheinlich erste Bild einer Mühle in Schivelbein verewigt. Die Schlossmühle befand sich damals bereits seit mehr als dreihundert Jahren an dieser Stelle. Denn schon 1340 ließ Hasso von Schivelbein hier die erste Kornmühle errichten. Über Jahrhunderte befand sie sich im Eigentum von Adel und religiösen Orden.
Für Schivelbein und die umliegenden Dörfer hatte die Mühle eine zentrale Bedeutung: nur hier durfte das Getreide gemahlen werden. Bis 1808 waren die Bauern der Umgebung gezwungen, mit ihrem Korn in die Schlossmühle zu kommen und es hier zu Mehl vermahlen zu lassen. Den Lohn für den Müller zahlten sie in Naturalien: ein Teil des Mehles musste hier bleiben. Wer gegen den „Mühlenzwang“ verstieß, wurde bestraft. Ein einträgliches und garantiertes Geschäft für die Müller, besonders aber für die Besitzer der Mühle. 1808 wurde der Mühlenzwang abgeschafft und nur drei Jahre später fiel auch die Macht der Zünfte. Ab 1811 galt in Pommern Gewerbefreiheit und jetzt konnte praktisch jeder – Müller oder nicht – Mühlenbesitzer werden.
Zu dieser Zeit war die Schlossmühle in Schivelbein eine unterschlächtige Korn-Mühle mit 3 Mahlgängen, von der Rega getrieben und mit einem massiven Mühlengebäude. Bei unterschlächtigen Mühlen fließt Wasser zum Antrieb unter dem Wasserrad plätschert also nicht von oben auf das große Mühlrad.
Ohne die durch den Mühlenzwang garantierte Kundschaft scheint es trotz der neuen Freiheiten schwierig geworden zu sein mit der Schlossmühle. Am 4. Januar 1813 schrieb das Königliche Domänenamt in den Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen die Mühle „zum Verkauf oder zur Vererbpachtung“ aus.
Es fand sich aber wohl kein Interessent, denn am 29.06.1825 wurde die Ausschreibung aufgehoben. Erst 1828 wurde ein neuer Anlauf unternommen.
Um 1860 schien es dann endlich neue Eigentümer gegeben zu haben, die die Mühle zukunftsfähig machen wollten. Die Mühlenbesitzer Träger und Dröger beantragten eine Genehmigung für den Umbau der Schlossmühle.
Die Mühle in ihrer heutigen Gestalt dürfte auf diesen Bau Mitte des 19. Jahrhunderts zurückzuführen sein. Noch gehörte das Gelände offiziell zu Botenhagen, erst mit der Eingemeindung 1895 wurde die Mühle Teil der Stadt Schivelbein.
Spätestens 1889 hatte die Mühle einen neuen Besitzer: den Kaufmann Max Salomon aus Pollnow, der die Mühle für über 40 Jahre Jahre bis zu seinem Tod am 17.03.1932 führte. Die „Villa Salomon“, die Max Salomon 1912 bauen lässt, mit der charakteristischen Figur der Demeter, griechische Göttin der Fruchtbarkeit und als solche zuständig für Getreide und Saat, ziert das Mühlenareal noch heute.
Im Januar 1913 übertrug Max Salomon die Firma an seinen Sohn Kurt.
In Folge der Wirtschaftskrise musste das Unternehmen Konkurs anmelden. Am 20.12.1935 erlosch die Firma Max Salomon in Schivelbein.
Der letzte deutsche Mühlenbesitzer war Adolf Polzin, Mühlenbesitzer aus Siedkow. Er, seine Frau Martha und die Tochter sollen sich in den frühen Märztagen 1945 nach Einmarsch der Russen in der Mühle erhängt haben.
Der Fuhr- und Pferdeknecht der Mühle, Richard Dobke, floh zunächst bei Einmarsch der Russen, kehrte dann aber wieder nach Schivelbein zurück, da er versprochen hatte, sich um die Mühle zu kümmern. Dies berichtete der Enkel von Richard Dobke, Michael Harr.
1946 wurde die Mühle verstaatlicht. Im Jahr 2023 eröffnete ein Restaurant im restaurierten Mühlengebäude.
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